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Dein Kind sitzt in der Rechtschreibfalle? Dann solltest du diese 3 Fehler beim Üben unbedingt vermeiden!

Eltern von Grundschulkindern haben meist das gleiche Ziel.

Sie wollen, dass Ihre Kinder gut lesen, schreiben und rechnen lernen. Diese sogenannten "Kulturtechniken" sind wichtig für die Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft.

Auch dein Fokus liegt als Elternteil demnach höchstwahrscheinlich auf den (schulischen) Mathe-und Deutsch-Leistungen deines Kindes.

Richtig?

Wie schlimm muss es dann für dich sein, wenn deinem Kind ausgerechnet die Rechtschreibung schwer fällt.
Wenn es in eigenen Texten viele Rechtschreibfehler macht.
In den Diktaten versagt.

In der ersten und zweiten Klasse hast du vielleicht noch hoffnungsvoll gesagt: "Das wird schon noch…"
In der dritten Klasse fallen die Rückstände allerdings bereits viel deutlicher aus.
Dein Kind sitzt -methodisch gesehen- in einer Falle.

In diesem Artikel zeige ich dir am Beispiel des Schülers Tim auf, wie und warum dein Kind Probleme beim Rechtschreiben entwickelt hat.

Ich erkläre dir anhand der 3 Fehler ganz genau, was du auf keinen Fall tun darfst, wenn du mit deinem Kind das Schreiben übst.
Und ich zeige dir bei jedem Fehler Lösungen auf, die dir helfen, die Rechtschreibung deines Kindes zu verbessern.

Tim war ein Schüler von mir… .

Tim spricht zum Vögelchen...

Ich zeigte Tim das Bilderbuch "Heliko und das Vögelchen".
Darin will der Pilot dem gefunden Vogelkind das Fliegen beibringen.
Was er wohl zu ihm sagt?

Was Tim eigentlich schreiben wollte:
"Mach mir alles nach. Versuch's doch mal und wenn es nicht klappt, dann versuch's nochmal."

Tim schreibt, wie er spricht.
Während er ein Wort aufschreibt, sagt er sich das Wort mehrmals vor und versucht die einzelnen Laute der Reihe nach herauszufinden.
Das ist super anstrengend und das Ergebnis ist frustrierend.

Puh.
Tim ist nach einem kleinen Absatz schon erledigt.
Klar, dass er das Schreiben generell meidet.
Er schreibt nicht gerne, weil es ihn anstrengt und weil er weiß, dass er viele Fehler macht.
Ich wäre an seiner Stelle auch frustriert.

Leider kann er auch nicht gut lesen … .

Ob es Tim an Klugheit mangelt?

Ob wohl bei Tim "etwas nicht stimmt"?
Immerhin ist er schon in der zweiten Klasse!
Schon über ein Jahr erhält er in der Schule mindestens einmal täglich etwa 50 Minuten Lese-und Schreibunterricht.
Das sind nun Mitte der 2. Klasse bereits über 200 Übungsstunden!!!
Wie weit hat ihn das Üben gebracht?
Fakt ist: Bei so viel Übungszeit, müsste Tim definitiv schon weiter sein… .

In Mathematik jedoch, kann Tim glänzen.
Er liebt es, mit Zahlen und Größen umzugehen und möchte am liebsten den ganzen Tag nur rechnen.
Zeigen seine "schwachen" Leistungen in Deutsch demnach eine selektive Schwäche an? Eine sogenannte "Teilleistungsstörung"?

Oder lernt er einfach nur falsch?
Sicher ist: Das Üben ist nur dann erfolgreich, wenn auch die Methode, also das WIE man übt, stimmig und effektiv ist.

Gehen wir Tim's Schreibmethode mal auf den Grund.
Denn höchstwahrscheinlich wendet dein Kind die gleiche Methode an.

Was sind "gute Leser"?

Schreiben und Lesen sind eng miteinander verknüpft.
Kinder sind "gute Leser", wenn sie eine hohe Worterkennungsgeschwindigkeit aufweisen.
Sie erlesen nicht mehr, sie erkennen.

Flüssiges Lesen ist jedoch keine Garantie für das richtige Schreiben der Wörter.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten:

1: Dein Kind liest schon gut (hohe Worterkennungsgeschwindigkeit), hat aber in der Rechtschreibung Probleme, oder

2: Dein Kind liest mühsam und stockend (niedrige Worterkennungsgeschwindigkeit) zusätzlich dazu fällt ihm das Schreiben von Texten und das Richtig schreiben schwer.

Möglichkeit 1 weist darauf hin, dass dein Kind nicht in der Lage ist, die Wortformen der einzelnen Wörter während dem Lesen verlässlich und dauerhaft abzuspeichern. Es liest sie zwar, kann sich jedoch nicht merken, wie das Wort "aussieht".
Normalerweise macht das Gehirn diese Arbeit von ganz alleine.

Möglichkeit 2 weist darauf hin, dass dein Kind gar keine Chance hat, an die richtige Schreibweise der Wörter heranzukommen. Denn wie soll sich dessen Gehirn eine Wortform merken, wenn der Fokus noch beim "Erlesen" des Wortes liegt?

"Heute" oder "hoite"?

Egal, ob dein Kind zur Gruppe 1 oder 2 zuzuordnen ist, in beiden Fällen versucht es mit hoher Wahrscheinlichkeit über das Abhören der einzelnen Laute (Buchstaben) herauszufinden, wie das Wort geschrieben wird.

Beobachte dein Kind: Sagt es sich die Wörter beim Aufschreiben leise vor? Vielleicht sogar jeden Buchstaben einzeln?
Ja?
Dann versucht es, über das Gehör (also über die einzelnen Laute) die Schreibweise des Wortes zu entschlüsseln.
So hat es das ja auch gelernt… .

Leider werden 85 % der deutschen Wörter nicht lautgetreu geschrieben!
Die Versuche deines Kindes sind in den meisten Fällen deshalb erfolglos:
Statt "Heute" schreibt es "Hoite", statt "alle" schreibt es "ale", statt "Teppich" schreibt es "Tebich" usw.
Kommt noch ein Dialekt dazu, wird es ganz haarig.

Ob dein Kind in der Rechtschreibfalle sitzt erkennst du daran, dass es vorwiegend schreibt, wie es spricht. Egal, ob es gut lesen kann, oder weniger gut.

Achtung: Falsch geschriebene Wörter!

Es ist ein Mythos zu glauben, falsch geschriebene Wörter könnten erstmal so stehen bleiben. Hauptsache, das Kind hat sich im Schreiben ausgedrückt.
NEIN.
Im Gegenteil!
Je öfter dein Kind ein Wort falsch schreibt, desto mehr prägt sich dieses auch falsch ein!
Das kannst du vergleichen mit dem Zählenden Rechnen.
Ein Kind, was lange die Finger beim Rechnen benutzt, kann sich nur noch schwer davon lösen.

Kennst du Wörter, bei denen du immer noch überlegen musst, bevor du sie schreibst? Oder die du erst einmal aufschreibst und dann beim Anschauen entscheidest, ob sie richtig geschrieben aussehen?

Das sind die Wörter, die du früher zu oft falsch geschrieben hattest, bzw. die du noch nicht intensiv genug abgespeichert hast.

Fassen wir zusammen: Dein Kind sitzt in der Rechtschreibfalle, weil es schreibt, wie es spricht. Egal, ob es gut lesen kann, oder weniger gut und egal, in welcher Klasse es gerade ist und wie oft es diese Wörter bereits geschrieben hat.

Wenn du deinem Kind helfen willst, richtig schreiben zu lernen, solltest du beim Üben diese 3 Fehler vermeiden:

Fehler 1: Du lässt dein Kind die Wörter vorsagen!

Unterstütze das "Vorsagen" deines Kindes nicht!
Damit es sich die richtige Schreibweise erschließen kann, muss es das Wort als Ganzwort in seiner Wortform abgespeichert haben.
Solange es sich die Wörter zum Schreiben abhört, wird es die meisten Wörter weiterhin falsch schreiben. Und: Das "Abhören" ist ein sehr aufwändiger Prozess, der das Kind enorm anstrengt.

Was kannst du tun?

1: Kontrolliere, ob dein Kind alle Buchstaben kennt und richtig aussprechen kann. Wenn nicht, fokussiere dich beim Üben erstmal nur darauf. Wenn ja, gehe den nächsten Schritt.

2: Erkläre deinem Kind, dass viele Wörter anders geschrieben werden, wie man sie spricht. Das ist für das Kind wichtig, denn nur so kann es wegkommen vom "sich Vorsagen".

3: Ändere die Übungsmethode und beginne einzelne Lesewörter aus der Schule mit dem Kind als ganzes Wort zu speichern. Gehe dabei methodisch vor und verwende eine "Wörterliste der am häufigsten verwendeten Wörter". 

4: Das Abspeichern der einzelnen Wörter ist ein gezielter, methodischer Vorgang

Zum Eltern-Rechenerfolgskurs

Fehler 2: Du korrigierst nicht!

Lass nicht zu, dass dein Kind permanent Wörter falsch schreibt!
Wie bereits beschrieben, prägen sich diese dann auch falsch ein.
Es wird mit der Zeit immer schwieriger, deinem Kind die richtige Schreibweise nachträglich zu vermitteln.

Was kannst du tun?

1: Falsch geschriebene Wörter deines Kindes solltest du immer DIREKT besprechen und korrigieren.

2: Danach schreibst du diese Wörter auf kleine Karteikarten und markierst die schwierige Stelle(n) im Wort rot. Schreibt es z.B. "hoite", schreibe "heute" auf die Karte und markiere das "eu" rot.

3: Diese Wörter werden nun in die "Speicherkiste" gelegt und beim nächsten Übungsdurchgang mit dem Kind gespeichert.

4: Lasse dein Kind dann spielerisch die Wörter alleine weiter üben. Im Kurs SchreibVermögen findest du dazu viele Anregungen und tolle Spielmaterialien.

Fehler 3: Du forcierst das "malende" Abschreiben

Lass dein Kind nicht einfach die Wörter durch mehrmaliges Abschreiben üben!

Meist "malen" die Kinder das Wort einfach nur ab. Und: Häufiges Schreiben ohne bewussten Fokus auf das Wort im Sinne einer Abspeicherung, führt nicht automatisch zur richtigen Schreibweise.
Sonst müsste dein Kind bei jedem Diktat Null Fehler schreiben.
Denn ist es nicht so, dass es vorher die Diktatwörter permanent schreiben übt?

Was kannst du tun?

1: Beim Schreiben der Wörter sollte das richtige Wort nicht zum Nachschreiben sichtbar sein. Dein Kind muss dann das Wort aus der Erinnerung schreiben, anstatt es einfach unbewusst abzuschreiben.

2: Lass dein Kind deshalb vor dem Schreiben das Wort bewusst anschauen ("speichern") und drehe es dann weg. Lass es nun das Wort aus der Erinnerung buchstabieren (auch rückwärts!)

3: Lass dein Kind die Wörter in Druckschrift abspeichern und beim Aufschreiben in Schreibschrift übersetzen. Hat es Probleme in der Schreibschrift forciere diese nicht. Es gibt viele Menschen, die auch als Erwachsenen noch drucken. Dies ist nicht falsch, sondern sogar sehr effektiv.

4: Je häufiger dein Kind ein Wort richtig schreibt, desto besser ist es im Langzeitgedächtnis in seiner Wortform abgespeichert. Lass es deshalb die geübten Wörter immer wieder (auch in Sätzen) schreiben. Im Kurs "SchreibVermögen" findest du dazu schöne Ergebnissicherungsspiele, die das Kind immer wieder zum Aufschreiben motivieren.

Die Strategie bringt den Erfolg!

In der ersten und zweiten Grundschulklasse werden den Kindern grundlegende Strategien zum Lernen vermittelt. Diese sollten auch bei deinem Kind zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen.

Zeigt es Probleme in der Rechtschreibung, warte nicht zu lange ab.

Hilf ihm, mit Übungen zur Wortspeicherung, zu einem sicheren "Rechtschreibkind" zu werden.

Solltest du jetzt noch denken, dass man unmöglich ALLE Wörter abspeichern kann, dann wisse:
DOCH, das geht. Und das ist auch normal. Sonst würdest du nicht wissen, wie manche Wörter geschrieben werden.

Es ist gar nicht so aufwändig, wie es sich anhört. Nach einiger Übungszeit übernimmt das Gehirn deines Kindes diese Aufgabe nämlich von alleine.

Ohne Fleiß, keine Speicherung... !

Wichtig ist, dass du nicht nur Wissen sammelst darüber, WAS das Problem deines Kindes ist und WIE du ihm helfen kannst, sondern dieses Wissen wirklich in die TAT umsetzt.

Baue die Wortspeicherung in den Übungsalltag mit deinem Kind ein und du wirst sehen, dass die Rechtschreibprobleme immer mehr verschwinden… .

Und hier den SchreibVermögen-Kursmit passenden Spielübungen zum Lesen und zur Rechtschreibung.

Ich wünsche euch viel Erfolg!
Deine Christine

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